Huste häufig!

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Intelligenz, Sonntagskinder und Schulversager
Hochbegabung

Huste häufig und du bist hoch begabt! Dies könnte die – zugegeben verkürzte – Interpretation bestimmter Checklisten sein, die im Dunstkreis von Beratung rund um Hochbegabung existieren. In einem Artikel mit der interessanten Überschrift „Husten Hochbegabte häufiger?“ des Journals des österreichischen Begabtenzentrums (ÖZBF) schreiben Perleth, Preckel et al. über Verwendung und Nutzen von so genannten Checklisten zur Identifikation von Hochbegabung.

Gesammelt wurden Daten aus Deutschland und Österreich, die sicherlich nicht den Anspruch der Repräsentativität und notwendigen methodischen Sorgfalt erheben, jedoch klare Aussagen im Sinne anderer vorheriger Studien treffen. Hierbei wurden Angaben aus Checklisten, die von Eltern ausgefüllt wurden, mit den Daten aus der Intelligenzdiagnostik verglichen. Neben der allgemeinen Betrachtung der Güte von Checklisten wurden diese hierbei auch en detail betrachtet: Inwieweit erhöht sich ihre Aussagekraft, wenn kognitive bzw. sozial-emotionale oder beobachtbare vs. abstrakte Items betrachtet werden?

Nun zu den Ergebnissen: Checklisten eignen sich nicht als geeignetes Instrument zur Identifikation von Hochbegabung. Einigermaßen erstaunlich ist, dass Hochbegabte von ihren Eltern als „nicht älter“ eingeschätzt wurden. Oder auch, dass Wissbegierde eher auf Nicht-Hochbegabte zutrifft. Auch taucht ein Effekt für „Erwachsenenthemen“ zu Gunsten der Hochbegabten auf und dann wieder negative Effekte für „wenige, enge Freundschaften“. Zusammengefasst: Vergleichsweise gut können kognitive Items zwischen Hochbegabten und Nicht-Hochbegabten unterscheiden, sozial-emotionale hingegen nicht.

Wer mehr lesen möchte: ÖZBF (Hrsg., 2008). Perleth, Preckel, Denstädt & Leithner: Husten hochbegabte häufiger? Journal news & science (Nr.18, 1/2008)

Wer raten möchte: Was mag jemanden dazu veranlassen, das Merkmal „Häufiges Husten“ als Indikator für Hochbegabung anzusehen?

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Veröffentlicht von

Götz Müller ist Diplom-Psychologe, Psychologischer Psychotherapeut und Leiter des Instituts für Kognitive Verhaltenstherapie (IKVT). Er arbeitet beratend und diagnostisch mit Familien hoch begabter Kinder und Jugendlicher. In der psychotherapeutischen Arbeit beschäftigt er sich schwerpunktmäßig mit dem Underachievement bei Hochbegabten, hier insbesondere bei Jugendlichen.

18 Kommentare

  1. Hm…

    *Was mag jemanden dazu veranlassen, das Merkmal „Häufiges Husten“ als Indikator für Hochbegabung anzusehen?*

    Vielleicht weil die meisten Genies notorische Kettenraucher sind?

  2. vielleicht …

    “Wer raten möchte: Was mag jemanden dazu veranlassen, das Merkmal „Häufiges Husten“ als Indikator für Hochbegabung anzusehen?”

    … Konzentrations-, Motivationsmittel?

  3. Wahrscheinlich um die Atemwege latent freizubekommen, sodass das nach Sauerstoff lechzende Gehirn der Hochbegabten mehr “Luft-Energie” erhält.
    Des Weiteren könnte auch das mit der Konzentration stimmen – durch eventuelle Muskelkontraktionen …

  4. Husten für alle …

    Ich kann auch nur vermuten: Im vorletzten Jahrhundert herrschte das Bild eines schwächlichen hoch begabten Kindes vor, dessen Gesamtgabe Gottes wohl zugunsten des Geistes, nicht aber des Körpers zusammengestellt war. Wenig Muskeln, viel Geist!
    Zum anderen gibt es einen Ansatz der Überempfindsamkeit – zunächst einmal neutral auf Wahrnehmung bezogen. Wer mehr wahrnimmt, der verabeitet mehr und kann demzufolge auch intelligenter sein. Und das nun auf Allergiker etc. bezogen, ergibt einen hoch begabten Asthmatiker, der womöglich erst im Erwachsenenalter begonnen hat zu rauchen …

  5. Unter Berücksichtigung sämtlicher hier abgegebener Kommentare zum Thema Husten und Hochbegabung, frage ich mich nun ob schon einmal jemand den Umkehrschluß untersucht hat – nämlich ob jemand mit allergischem Asthma oder auch chronischer Bronchitis und den damit verbundenen Hustenanfällen, eine eklatante Intelligenzsteigerung aufweisen konnte…. Und um wieviel Punkte das Ergebins eines Intelligenztestes nach oben zu bewegen ist, wenn ein solcher Mensch auch noch zu rauchen beginnt. Zumindest wäre das mit dem Rauchen ein interessanter Aspekt für die Tabakindustrie – “Rauche und huste dich schlau” – oder so ähnlich. Wenn man den Gedanken in diese Richtung weiterspinnt, könnte man das inzwischen bundesweite öffentliche Rauchverbot geradezu als einen Angriff auf die allgemeine Intelligenzentwicklung interpretieren…

  6. @ Ghaly

    Etwas Sarkasmus steckt vielleicht drin, doch geschichtlich gab es die Verknüpfung tatsächlich! So wurde lange Zeit der ähnliche Mythos von Genie und Wahnsinn aufrechterhalten. Nach dem Motto: Kurz nach der Hochbegabung kommt die Psychose …

  7. Wie wäre es mit folgender Erklärung?

    Lieber Herr Müller, damit ich nicht nur verstörend wirke, hier noch eine etwas ernsthaftere Überlegung zum Thema…
    Vielleicht liegt der vermeintliche Zusammenhang zwischen häufigem Husten und Hochbegabung ja ganz schlicht an einem (übrigens gar nicht so seltenen) Fehler im Umgang mit statistischen Werten? Nämlich der Verwechslung von Korrelationen und Kausalitäten. Denn nur weil zwei Dinge gleichzeitig auftreten, heisst das ja noch lange nicht, dass das eine die Ursache des anderen ist – auch wenn sich zugegebenermaßen mit dieser Methode der Interpretation gesammelter Daten eine Menge sehr unterhaltsamer Behauptungen für den Smalltalk auf Parties aufstellen lassen. Wie wäre es z.B. mit einer Verknüpfung von dem Start der Bundesliga im Herbst und den Schwärmen von Zugvögeln, die sich zu dieser Zeit auf den Weg in wärmere Gegenden machen? Das würde ja bedeuten Fussball verursacht ein unwirtliches Klima für Singvögel….

  8. @ Franzsche Erklärungen

    Selbstverständlich reden wir meist über Korrelationen. Die zuerst genannte Verbindung von Husten und Hochbegabung aber entbehrt wahrscheinlich auch dieser empirischen Grundlage!

  9. Zusammenhang

    Meine Meinung dazu ist, hier wird wie in journalistischer Manier üblich, etwas aus dem Zusammenhang gerissen und polemisiert. Leider ist die Veröffentlichung jedoch nicht online einzusehen.

    Eine gute Checkliste kann doch dem völlig unbedarften Elternteil ein wertvoller Anhaltspunkt und Entscheidungshilfe sein, bei der Frage, was dran ist am Thema Hochbegabung? Es kann Hilfe sein, muss ich weiter dranbleiben an der Info übers eigene Kind, die von irgendwoher kam?

    Dass Wissbegierde eher auf Nicht Hochbegabte zutrifft lese ich heute hier bei Ihnen zum ersten Mal. Wie ist denn das zu begründen? Gibt es irgendwelche Quellen?

    Überall steht geschrieben, HBe stellen Fragen über Fragen und auch das mit den Erwachsenenthemen, dem frühen Sprachverständnis. Das ist überall zu lesen und so erlebe ich mein Kind.

    Im jungen Alter getestet. In Ihrem letzten Artikel steht dann geschrieben, dass der IQ meiner Tochter in 10 Jahren um 21 Punkte geschrumpft sein wird. Sorry… das erlebe ich die letzten drei Jahre irgendwie ganz anders. Hier gleicht sich nichts an.

    Unser Psychologe, auch ein Spezialist auf dem Gebiet teilte uns damals mit, dass sich das Testergenis in einigen Jahren genauso bestätigen würde. Sie erzählen hier das komplette Gegenteil. Ja was denn nun?

    Stufe ich sie jetzt ab September wieder vorsorglich zurück in die erste Klasse?
    Damit sie nicht doch irgendwann Probleme mit Überforderung bekommt?

    So könnte man es glatt verstehen. Sorry das Blog hier trägt wirklich nicht viel zur Aufkärung aber wohl zur Verwirrung bei.

  10. @ Werner

    Hallo Herr Werner!

    Checklisten sind eine erste Orientierung, das stimmt, sind aber mit oben Geschriebenem zu interpretieren. Kein Herausreißen aus einem Zusammenhang, schon gar kein Polemisieren.

    Eine Varianz von 21-IQ-Punkten über 10 Jahre kann ich nicht nachvollziehen, wie bereits geschrieben. Allerdings KÖNNEN die Werte über die Jahre schon schwanken – und das ist keine besondere Neuigkeit in der Wissenschaft! Die Daten beziehen sich eben auf große Gruppen und nicht auf Einzelfälle. Der Test gibt in jungen Jahren einfach nur einen Entwicklungsstand wieder, dem dann auch die Rahmenbedingungen anzupassen sind.

    Wenn der Sprung Ihrer Tochter gelungen ist und dies stabil anhält, ist alles in Ordnung. Lassen Sie sich bitte nicht verwirren, sondern denken Sie daran, anderen nicht aufgrund einer ausgefüllten Checkliste oder hohen Werten in der sprachlichen Intelligenz zu einem Sprung zu raten. Denn dessen Gelingen hängt von wesentlich mehr ab!

  11. Tatsächlicher Mythos

    #
    Götz Müller @ Ghaly
    03.06.2009 | 09:42

    Etwas Sarkasmus steckt vielleicht drin, doch geschichtlich gab es die Verknüpfung tatsächlich! So wurde lange Zeit der ähnliche Mythos von Genie und Wahnsinn aufrechterhalten. Nach dem Motto: Kurz nach der Hochbegabung kommt die Psychose …

    Und ich frage mich jedesmal was Genius mit Hochbegabung zutun hat… ‘tschuldigung, aber das ist DER Mythos.

  12. häufiges Husten

    Na das ist doch klar: Es ist die Kommunikation mit den Flöhen, die wir husten hören.
    Außenstehende Nicht-Flohhusten-Hörer glauben das es ein Husten-Monolog wäre. Ein sehr einfacher zuverlässiger Indikator.

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